Nachdem die Animationsstudios der Warner Bros. im Jahr 1969 ihre Pforten schlossen und keine weiteren Zeichentrickfilme produziert wurden, verlieh der Konzern seine Looney Tunes-Figuren einmalig an die Filmation Associates-Produzenten Lou Scheimer und Norm Prescott. Filmation nutzte die sogenannte "limited animation", d.h. meist bewegten sich von den gezeichneten Figuren nur kleine Teile und nicht der ganze Körper. Eine Technik, die insbesondere bei Trickfilmserien im Fernsehen Verwendung fand. Vorreiter waren die Hanna-Barbera-Studios mit "Familie Feuerstein", den "Jetsons" u.v.a. Zu den bekanntesten Filmation-Werken zählen die Raumschiff Enterprise-Zeichentrickserie (Star Trek: The Animated Series), "He-Man" und "She-Ra: Princess Of Power".
1972 startete der Fernsehsender ABC die Reihe " The ABC Saturday Superstar Movie". Gezeigt wurden u.a. Zeichentrickspecials von solchen Hochkarätern wie Popeye und Yogi Bär. Eines dieser Specials war "Daffy Duck And Porky Pig Meet The Groovie Goolies". Die "Groovie Goolies" waren eine Art Zeichentrick-Addams Family und ein Spin-Off aus "Sabrina The Teenage Witch", die ihrerseits der "Archie Show" entstammte. Die Hauptcharaktere der Goolies waren Drac, Frankie, Wolfie, Hagatha, Mummy und Bella La Ghostly. Allesamt inspiriert von Schauspielern und Gestalten des klassischen Horrorfilms. Und eben diese "Groovie Goolies" trafen im ABC-Special auf Daffy Duck, Porky und Petunia Pig, Foghorn Leghorn, Tweety und Sylvester, Pepe Le Pew, Elmer Fudd, Wile E. Coyote und Yosemite Sam.
Aufgrund des Copyrights erschien das Special nach der Fernsehausstrahlung in den USA nie offiziell. In Umlauf sind fast ausnahmslos qualitativ minderwertige schwarzweiß-Kopien auf irgendwelchen Bootleg-DVDs. Kaum bekannt sind dagegen die britische Farbversion, sowie die deutsche, die hierzulande mehrfach auf VHS erschien. "Daffy Duck And Porky Pig Meet The Groovie Goolies" ist sicherlich kein Highlight und kein Vergleich zu den Warner Bros. Looney Tunes der 1940er bis 1960er Jahre. Wenn man sich den Film jedoch ohne jegliche Erwartungshaltung ansieht, ist er lange nicht so schlecht, wie er von Experten wie z.B. Jerry Beck (www.cartoonresearch.com) beurteilt wird.
Die Handlung ist zugegebenermaßen obskur, was aber gut zu den Gruselgestalten der Groovie Goolies passt. In ihrem Schloss "Horrible Hall" treffen sie sich vor dem Fernseher, um einen Bericht über einen Film, den Regisseur Daffy Duck gerade in Hollywood dreht, anzusehen. Die Reportage wird nach einem Ausschnitt aus dem Film jäh vom "Phantom Of The Flickers" unterbrochen. Deshalb beschließt Frankie, ein riesiger Daffy Duck-Fan, nach Hollywood zu fahren, um den Film zu retten. Natürlich sind die anderen Goolies mit von der Partie.
Kaum im Filmstudio angekommen, verwechselt Daffy die Goolies mit Stuntmen und setzt sie für die gefährlichen Szenen seines Films ein. Während einer Drehpause, in der Daffy den anderen Looney Tunes das gedrehte Material vorführt, gelingt es dem Phantom die Filmrolle zu entwenden. Getarnt als Hauntleroy, der kleine Cousin von Hexe Hagatha, flieht das Phantom ins "mad mirror land", sprich die wirkliche Welt. Es folgt eine Live-Action Sequenz, in der die Zeichentrickfilmcharaktere durch einen Spiegel auf die andere Seite gelangen. Dieses Realfilmmaterial fehlt in der VHS-Fassung. Ebenso wie ein kurzer Schwenk auf Foghorn Leghorn, Pepe Le Pew und Sylvester, der sein berühmtes: "Sufferin' succotash!" vom Stapel lässt.
Frankie, Drac und Wolfie gelingt es, das Phantom zu fangen und in die Cartoonwelt zurückzubringen. Dabei stellt sich heraus, dass es sich um Dracs verschollenen Onkel Claude Chaney handelt. Dieser sabotierte Daffy Ducks Arbeit aus Zorn darüber, dass nur noch in Farbe und nicht mehr in Schwarzweiß gedreht wird. Daffy gibt dem alten Bösewicht schließlich eine Rolle als Schauspieler. Nachdem der fertige Film eine Auszeichnung bei den "Ozzie Awards" gewonnen hat, kehren die Groovie Goolies wieder in die Horrible Hall zurück.
Die deutsche Fassung von 1983 kann durchaus als solide und gelungen bezeichnet werden. Leider hat keiner der Looney Tunes-Charaktere seine gewohnte Stimme. Im Gegenteil, da man Herbert Weicker die Gasthauptrolle des "Phantoms der Flimmerwelt" gab, bekam Foghorn Leghorn die Stimme von Leon Rainer. In der Bugs Bunny-Show "Mein Name ist Hase", die in etwa zur selben Zeit erstmals im deutschen Fernsehen lief, als das Groovie Goolies-Video in die Videotheken kam, hört man Herbert Weicker als Foghorn Leghorn und Leon Rainer als dessen Gegenspieler Barnyard Dawg.
Daffy Duck: Hartmut Neugebauer
Porky Pig: Willi Röbke
Foghorn Leghorn: Leon Rainer
Yosemite Sam: Kurt Goldstein
Phantom der Flimmerwelt: Herbert Weicker
Tweety: Inez Günther
Pepe Le Pew: Frank Engelhardt
Elmer Fudd: Bruno W. Pantel
Von Select Video (Egmont Audio Visual GmbH)
mindestens dreimal auf VHS veröffentlicht:
1983 und 1986 (Verleihversion), 1990 (Kaufvideo).
mindestens dreimal auf VHS veröffentlicht:
1983 und 1986 (Verleihversion), 1990 (Kaufvideo).
Da die Stimmen der Groovie Goolies zum Teil extrem verstellt sind, lässt sich deren Besetzung nicht hundertprozentig bestimmen. Frankie klingt nach einem sehr tiefen Hartmut Neugebauer und Drac nach Leon Rainer, der sich die Nase zuhält. Später synchronisierte Groovie Goolies-Folgen haben andere Sprecher. Die Rolle des Drac übernahm Thomas Reiner ab 1986.
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